Das Programm „Lebenslust - Leibeslust. Ernährungsbildung und Prävention von Essstörungen in Kita und Schule.“ hat die frühe Prävention von Fütter- und Essstörungen zum Ziel. Es richtet sich an Kindertagesstätten und Schulen in Schleswig-Holstein. Unter dem Motto „Essen lernen mit Genuss“ werden, begleitet von einer qualifizierten Ernährungsfachkraft, die individuellen Schwerpunkte und Maßnahmen gemeinsam im Team festgelegt. Dabei kann die Gestaltung der Mahlzeiten ebenso auf dem Programm stehen wie eine kritische Sicht auf das Verpflegungsangebot.
Reichweite der Maßnahme:
Schleswig-Holstein (Landesweit)
Projektzeitraum:
Seit 2002 in Kitas, seit 2007 in Schulen
Settings:
Kitas und Schulen in Schleswig-Holstein
Schwerpunkte:
Ernährung und Körperwahrnehmung
Ziele:
Hauptziel der Maßnahme ist die frühe Prävention von Essstörungen. Unter dem Motto „Essen lernen mit Genuss“ sollen eine angenehme Essatmosphäre geschaffen und Grundkenntnisse über Lebensmittel erworben werden. In diesem Zusammenhang wird auch die Entscheidungsfähigkeit trainiert. Darüber hinaus ist es Ziel der Maßnahme, dass Kinder und Jugendliche ihre Selbstkompetenz, ihr Körperbewusstsein und ihre Sinneswahrnehmungen stärken. Die Erwachsenen werden für die eigene Vorbildfunktion und den Respekt gegenüber kindlichen Entscheidungen sensibilisiert. Grundlage ist das Angebots- und Entscheidungsmodell.
Zielgruppen:
Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 15 Jahren, deren Erziehungsberechtigte sowie pädagogische und hauswirtschaftliche Fachkräfte in Kinderbetreuungseinrichtungen und Lehrkräfte in Grund- und weiterführenden Schulen.
Grundlage des Programms ist das Angebots- und Entscheidungsmodell. Es erstreckt sich über sechs bis zwölf Monate und ist modular aufgebaut. Als gemeinsamer Start für das gesamte pädagogische und hauswirtschaftliche Team findet im Modul 1 ein interner Fortbildungstag statt. Darauf aufbauend werden im Modul 2 drei bis fünf moderierte Teamsitzungen durchgeführt. Die Partizipation verschiedener Akteurinnen und Akteure erfolgt im Modul 3 beispielsweise durch Projekttage, Eltern-Kind-Aktionen und Elternabende. Das Modul 4 stellt die Auswertungs- und Verstetigungsphase dar mit einer Auswertungsveranstaltung sowie der Möglichkeit einer Follow-Up- Veranstaltung in größerem zeitlichen Abstand. Das Ergänzungsmodul 5 beinhaltet unterstützende Bewegungsangebote in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern, zum Beispiel mit der Sportjugend Schleswig-Holstein.
Seit 2002 haben 103 Kitas, 5 Mutter-Kind-Kureinrichtungen und 26 Schulen nach dem Programm gearbeitet. „Lebenslust – Leibeslust“ wurde in den Jahren 2005 und 2006 auch als Interventionsprojekt im Setting Kita im Rahmen von „Optikids-Kinderleicht“ in Neumünster durchgeführt. Das Projekt war zudem Teil des Aktionsplanes Holsteinische Schweiz „Ganztags leicht(er)leben“ von 2007 bis 2009. Auch über die Landesgrenzen hinaus wurde es durchgeführt, beispielsweise in Kooperation mit der Universität Paderborn und der Stadt Braunschweig. Das Programm ist als gutes Praxisbeispiel in der Praxisdatenbank des „Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit“ seit 2008 gelistet. Darüber hinaus stieß es im Rahmen des Projektes „Healthy Regions“ auch auf europäischer Ebene auf Interesse.
Die individuellen Projekte leben von der Beteiligung der Akteurinnen und Akteure, da alle Maßnahmen in der jeweiligen Einrichtung im Team gemeinsam entwickelt werden. Für das gesamte Programm werden die Rückmeldungen aus den Einzelprojekten in die Weiterentwicklung mit einbezogen. Darüber hinaus werden sowohl für Referentinnen und Referenten als auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen, die die Maßnahmen durchgeführt haben, Netzwerktreffen angeboten.
Unterstützt wird das Projekt durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Sektion Schleswig- Holstein, das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren, die Techniker Krankenkasse und die Beratungsstelle Eß-o-Eß für Mädchen und Frauen mit Essstörungen.
Die Maßnahme wird durch die Techniker Krankenkasse und einen Eigenanteil der jeweiligen Einrichtung finanziert.
Welche langfristigen Strukturen oder Wirkungen werden durch die Maßnahme erzeugt?
Durch die Maßnahme steigt die Entscheidungsfähigkeit der Kinder. Sie treffen die Nahrungsauswahl selbstständig und lernen, Mengen einzuschätzen. Eine weitere Wirkung ist, dass sie probierfreudiger werden und neue Lebensmittel kennenlernen. Das Essen findet in einer ruhigeren Atmosphäre statt. Durch klare Zuweisung der Verantwortung (Erwachsene: Angebot, Kinder: Entscheidung) wird ein entspanntes Esserlebnis ermöglicht. Gefährdete Kinder und Eltern können darüber hinaus gezielt unterstützt werden. Die Erwachsenen entwickeln mehr Sicherheit im Umgang mit im Essverhalten auffälligen Kindern.
Welche Faktoren sind für die Durchführung der Maßnahme hilfreich?
Die Zustimmung des Projektträgers und des gesamten Teams zur Durchführung der Maßnahme muss gegeben sein. Eine gute Kommunikation zwischen hauswirtschaftlichen und pädagogischen Fachkräften ist ebenfalls förderlich.
Welche Stolpersteine gab es auf Ihrem Weg?
Die Heterogenität von Teams stellte aufgrund individueller Essbiographien eine Herausforderung dar. Darüber hinaus bestanden Ängste vor Veränderungen oder Neuerungen.
Welche Tipps haben Sie für potentielle Nachahmerinnen und Nachahmer?
Die Moderatorinnen und Moderatoren der Maßnahme benötigen neben Fachwissen zu den Themen Ernährung und Essverhalten eine hohe Kompetenz in der Arbeit mit Gruppen/Teams sowie einen ressourcenorientierten Blick. Essverhalten zu verstehen und nicht zu bewerten, ist eine Herausforderung, die reflektiert angenommen werden sollte.
Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in SH e.V.
Ansprechperson: Sabine Hoffmann-Steuernagel
Flämische Straße 6-10
24103 Kiel
Telefon: 0431-94294
E-Mail: hoffmann-steuernagel@lvgfsh.de
Website: www.lvgfsh.de