Auswahlkriterien für verhältnispräventive Maßnahmen
Verhältnisprävention von Kinderübergewicht
Die Verhältnisse, unter denen Kinder und Jugendliche aufwachsen, bestimmen maßgeblich ihr Verhalten und sind somit langfristig von zentraler Bedeutung für die Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen.
Deshalb sollen verhältnispräventive Maßnahmen Lebenswelten gestalten, die gesundheitliche Belange als ein übergreifendes und leitendes Element des Handels begreifen. Im Ergebnis werden gesunde Entscheidungen und gesundheitsförderndes Verhalten (z.B. Bewegung im Alltag) für Kinder und Jugendliche erleichtert. Dies kann der Entstehung von Übergewicht entgegenwirken.
Im Rahmen des „Ideenwettbewerbs Verhältnisprävention“ wurden Vorhaben ausgewählt, die in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen umgesetzt werden und langfristig die Rahmenbedingungen für ein gesundes Aufwachsen verbessern. Die Lebenswelten sind:
- Familien
- Kindertagesstätten
- Schulen
- Wohnquartieren
- Kommunen
- Freizeiteinrichtungen
Die folgenden Kriterien wurden für die Auswahl der verhältnispräventiven Maßnahmen herangezogen. Dabei war Voraussetzung, dass die Kriterien im Rahmen eines stimmigen Gesamtkonzepts bzw. einer Gesamtstrategie zur Gestaltung einer gesunden Lebenswelt umgesetzt wurden.
- Bauliche Veränderungen der Lebenswelt: Der langfristige Zugang zu Orten und Plätzen, an denen körperliche Aktivität ausgeübt werden kann, wird erleichtert, beispielsweise durch die bewegungsfreundliche Gestaltung von Schulhöfen, die Errichtung von Spielplätzen im Nachbarschaftsquartier oder die Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr.
- Bereitstellung bewegungsfreundlicher Materialien: Der Zugang zu bewegungsförderlichen Materialien, die Kinder dazu anregen, ihre tägliche Bewegung zu steigern, wird erleichtert.
- Verbesserung des Ernährungsangebotes: Der Zugang zu gesunden Lebensmitteln und Getränken wird nachhaltig verbessert.
- Veränderung des Tagesablaufs: Zusätzliche Bewegungszeiten und regelmäßige Bewegungspausen werden im Schulalltag verankert. Lange Sitzzeiten sollen somit aktiv unterbrochen und vermieden werden.
- Organisationsentwicklung: Die Veränderung der Organisationsstruktur von Lebenswelten steht im Mittelpunkt. Gesundheitsfördernde Aspekte werden im Sinne einer Organisationsentwicklung in die gesamten Funktionsbedingungen (Struktur, Kultur, Prozesse und Routinen) einer Lebenswelt verankert. Bei der Gestaltung der gesundheitsfördernden Lebenswelt werden hierbei verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen häufig kombiniert. Der Unterschied zur reinen Verhaltensprävention ist, dass Methoden wie die Gesundheitsbildung und -erziehung in die Prozesse des Alltags integriert werden.
- Bildung von verbindlichen Netzwerken und Allianzen: Verschiedene Akteurinnen und Akteure schließen sich langfristig zusammen, um beispielsweise im Rahmen einer kommunalen Strategie für gesundes Aufwachsen die Übergänge zwischen den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen (Präventionsketten) gestaltet.